Wissenswertes über Streichinstrumente
Streichinstrumente

2 Familien – eine Streicherklasse
Der Name verrät einiges
Teile der Streichinstrumente
Woraus sind Streichinstrumente gebaut?
Große Geigenbauer


Die Gattung der Streichinstrumente umfasst wesentlich mehr Instrumente, als die in den Streicherklassen gespielten Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass. So gibt es ältere Instrumente, wie z.B. die Viola da Gamba (Blütezeit vom 16. bis 18. Jahrhundert), die eine ganze Instrumentenfamilie darstellt:



oder die sogenannte „Tanzmeistergeige“, die Pochette.



Auch in anderen Kulturen gibt es Streichinstrumente, z.B. in China die Erhu:



oder in Russland die Gudok:




2 Familien – eine Streicherklasse

Von den vier Streicherklassen-Instrumenten gehören Violine (Geige), Viola (Bratsche) und Violoncello zur Violinfamilie. Sie weisen große Ähnlichkeiten im Bau auf. Der Kontrabass ist dagegen ein Nachfahre der Gamben, was sich unter anderem darin zeigt, dass er anders gestimmt ist: Während Geige, Bratsche und Cello ihre Saiten im Quintabstand stimmen (5-Ton-Abstand), ist der Kontrabass in Quarten gestimmt (4-Ton-Abstand).

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Der Name verrät einiges

Der Name „Violine“ bedeutet eigentlich „kleine Viola“, also „kleine Bratsche“. Violoncello heißt „kleiner Violone“ (der Violone ist ein Vorläufer des heutigen Kontrabasses). Man kann also etwas scherzhaft sagen, dass Bratsche und Kontrabass die „Hauptinstrumente“ sind und Geige und Cello die jeweiligen verkleinerten Versionen.

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Teile der Streichinstrumente
Die vier Streichinstrumente sind in ihren wesentlichen Teilen gleich gebaut:



Bild: Feitscherg, bearbeitet durch Olaf Adler
Lizenz: [GNU-Lizenz für freie Dokumentation].


Die Originaldatei finden Sie hier: wikipedia


Statt eines Stachels haben Violine und Bratsche einen Kinnhalter.
Hier eine schematische Darstellung des Querschnitts durch ein Streichinstrument:



Bassbalken und Stimmstock sind für die Klangqualität des Instruments sehr wichtig. Sie sorgen dafür, dass das Holz des Instrumentes optimal schwingt. Der Stimmstock ist nicht angeleimt, sondern wird mit Hilfe eines Stimmstocksetzers nur aufgestellt. Wenn er (z.B. nach einer starken Erschütterung des Instruments) verrutscht oder gar umfällt, muss ein Geigenbauer ihn wieder an die richtige Stelle setzen.

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Woraus sind Streichinstrumente gebaut?

Als Material für die Decke wird Fichtenholz verwendet, Zargen, Boden und Hals sind aus Ahornholz.

Die Qualität des Holzes ist entscheidend für den Klang des Instruments. Gutes Tonholz ist langsam gewachsen und deshalb sehr fest. Man erkennt das beim Deckenholz an der Maserung, dem Abstand der Jahresringe zueinander. Liegen die Jahresringe dicht beieinander, ist das Holz langsam gewachsen. Wenn die Geigenbauer Holz mit unterschiedlich engen Jahresringen verwenden, bevorzugen sie es, die weiteren Jahresringe nach außen zu nehmen. Das sorgt für einen wärmeren Klang:



Das Ahornholz soll für gute Instrumente eine „Flammung“ haben. Die Flammung beim Holz entsteht durch wellenförmigen Wuchs. Wird ein solcher "geriegelter" Ahorn gespalten, sieht die Oberfläche wie ein Waschbrett aus. Nachdem das Brett gerade gehobelt wurde, zeigen die Holzfasern an der Oberfläche in verschiedene Richtungen. Nach Beizen und Lackieren des Instrumentes entsteht dann der Eindruck eines bewegten Bildes, ähnlich einem Hologramm.



Das Griffbrett wird aus Ebenholz hergestellt, dem schwarzen Kernholz von Bäumen der Gattung Diospyros (meist aus Afrika, Sri Lanka oder Indien), häufig sind auch Wirbel und Saitenhalter aus diesem Material. Ebenholz ist sehr hart, so dass man erst nach sehr langer Benutzung auf dem Griffbrett Vertiefungen entdecken kann an den Stellen, auf denen oft die Finger greifen. Wenn das der Fall ist, muss ein Geigenbauer das Griffbrett „abziehen“, das heißt, es wieder eben hobeln.

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Große Geigenbauer

Geigenbauer bauen natürlich nicht nur Geigen, sondern alle Instrumente der Geigenfamilie, oft auch Kontrabässe.
Im 16. Jahrhundert, als sich die heutige Form der Instrumente der Violin-Familie herausbildete, war Italien das bedeutendste Zentrum des Geigenbaus.

Einer der ersten berühmten Geigenbauer, dessen Instrumente noch heute gespielt werden, war Nicola Amati (* 3. September 1596 in Cremona; † 12. August 1684 ebenda), der auch als Lehrer von Andrea Guarneri und Antonio Stradivari bekannt wurde.

Wohl jeder hat schon einmal den Namen Antonio Stradivari (* um 1644 oder, laut neueren Forschungen, 1648, der Geburtsort ist unbekannt; † 18. Dezember 1737 in Cremona) gehört, er ist der wohl bekannteste italienische Geigenbauer. Er baute etwa 1100 Violinen, Bratschen und Celli, von denen noch 650 erhalten sind, die zu den teuersten Musikinstrumenten zählen. Den Preis-Weltrekord für ein Musikinstrument hält die „Hammer“- Stradivari, die 2006 für gut 3,5 Millionen Dollar (2,65 Millionen Euro) versteigert wurde.

Instrumente der Geigenbauerfamilie Guarneri (17. und 18. Jahrhundert) sind jedoch bei Spitzen-Musikern fast genau so begehrt, am meisten die von Guiseppe Guarneri del Gesu (* 21. August 1698 in Cremona; † 17. Oktober 1744 in Cremona). Genau wie Stradivari, lebten und arbeiteten die Guarneris überwiegend in Cremona.

Weitere wichtige Geigenbauzentren entwickelten sich in:

• Tirol durch Jakob Stainer (* um 1617 in Absam; † 1683 ebenda), dessen Instrumente um 1800 nördlich der Alpen einen besseren Ruf hatten, als die italienischen.
• Sachsen durch Caspar Hopf (auch: Hopff; * 1650, vermutlich in Graslitz; † 21. August 1711 in Stolberg [Harz]), der ein eigenes Violin-Modell entwickelte.
• Süddeutschland durch Leopold Widhalm (auch Withalm; * 2. Oktober 1722 in Horn in Niederösterreich; † 11. Juni 1776 in Nürnberg).
• Frankreich durch Jean-Baptiste Vuillaume (* 7. Oktober 1798 in Mirecourt; † 19. März 1875 in Paris), der sich stark am italienischen Vorbild orientierte.

Heutzutage bauen die meisten Geigenbauer ihre Instrumente nach dem Vorbild von Stradivari oder Guarneri. Unterschiede zwischen den Modellen kann man z.B. an der Form der F-Löcher erkennen:



Das Guarneri Modell (links) hat schlankere, langgestreckte F-Löcher im Gegensatz zum Stradivari-Modell.

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