Paul Rolland
Paul Rolland

These: Die Motivation für den erstklassigen ausübenden Musiker Paul Rolland, sich der Entwicklung einer Methode des Streicherklassenunterrichts zuzuwenden, war die Beobachtung einer schlechten Qualität des Instrumenta-lunterrichts an den amerikanischen Schulen. Die Schulung des Bewegungsempfindens und die Ausbildung wichtiger Bewegungsmuster sollten den Schülern helfen, komfortabel, spannungsfrei und klangvoll zu musizieren.
Streicherklassenunterricht nach Paul Rolland steht in der Ausbildungstradition europäischer Konservatorien hat einen hohen fachlichen Anspruch.


Paul Rolland, ein gebürtiger Ungar, gilt als der Begründer einer fachlich hochwertigen Methodik des Streicherklassen-unterrichts.

1911 geboren, studierte er Violine am Simpson College, Indiana, Iowa (Bachelor of Music) und an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest mit dem Abschluss Master of Music. Nach dem Studium war er tätig als Solo-Bratscher am Budapester Sinfonieorchester. Auf seine Initiative hin wurde das Pro Ideale Quartett gegründet, das 1938 eingeladen wurde in den USA zu konzertieren. Für zwei Jahre wirkte das Streichquartett vom Westminster Choir College in Princetown aus. Paul Rolland erhielt in diesem Zusammenhang die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Rolland selbst berichtete in einem Interview mit Smith (1973), wie er als renommierter, ausübender Künstler dazu fand, Streicherklassen zu unterrichten:
"Zwei Jahre nach der Ankunft aus Ungarn in diesem Land, fand ich mich selbst unterrichtend in einem kleinen College in Iowa. In diesem Jahr besuchte ich eine MENC (National Association for Music Education) Regionalkonferenz in Des Moines und hörte einen Vortrag von Marjorie Keller über Unterricht mit Kindern im Klassenverband. Dieser einstündige Vortrag änderte den Lauf meines Berufslebens. Als ein in der Konservatoriums-Tradition stehender, leistungsorientierter Lehrer, versuchte ich nun Geiger in Klassen auszubilden und gewann diese Methode lieb. Nachdem ich herausfand, was und wie zu unterrichten ist (in Klassen), hatte ich schnell Geiger und Cellisten in meiner Klasse. … Ich war begierig, Streicherklassen weiter zu unterrichten. (S. 84)“1)

Im Jahr 1945 begann er an der Universität Illinois in Urbana zu unterrichten, wo er für die darauf folgenden 33 Jahre den Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit hatte. Dort organisierte er zunächst Samstags-Klassen für Streicher, dann das „Illinois Summer Youth Music Program“, welches der Vorläufer des „University of Illinois String Research Project“ war. Ausgangspukt für Rollands Forschungen in dieser groß angelegten Studie war die Beobachtung, dass „die Qualität des Streicherunterrichts an den Schulen in einer schlechten Verfassung war: belegt durch minderwertige Tonqualität, schlechte Intonation, schlechte Haltung, und unkoordinierte, eckige Bewegungen.“2)

Rolland und andere Violinlehrer stellten außerdem fest, dass die Schüler nach der Schulzeit selten ihr Instrument weiter erlernten.

Paul Rolland war „nach 25 Jahren Lehrerfahrung der Überzeugung, dass die Probleme sich erheblich verbessern lassen mit dem direkten pädagogischen Ansatz, den Spielmechanismus als eine organische Einheit zu behandeln... Der Erwerb der kinästhetischen Empfindsamkeit, die nötig ist zur Ausführung der verschiedenen beim Instrumentalspiel erforderlichen Bewegungsmuster, kann eine überraschende Verbesserung beim Lernenden hervorrufen, eine natürliche, spannungsfreie Spielweise, einen besseren Ton und eine bessere Technik zu erreichen.“ (ebd.)

Paul Rolland führte seine Studie „University of Illnois String Research Project“ direkt an verschiedenen Schulen durch und bezog auch die Ausbildung der beteiligten Lehrkräfte in das Projekt ein.

Das Fazit seiner Forschungen fasste Rolland in einem Brief so zusammen: "Ich glaube, wir haben den Fakt bewiesen, dass ein Bewusstsein für den Körper und seine Bewegungen das Wohlbefinden, den Komfort und die Freiheit der Bewegungen der Spieler befördert ... wie auch schöne Bewegungen und schöne Töne“3)

Paul Rolland war einer der Gründer der Amerikanischen Streicherlehrer-Organisation ASTA (1946), ihr Präsident von 1964-66, sowie Redakteur der Zeitschrift American String Teacher (1950-60). 1960-61 bereiste er mit finanzieller Unterstützung des US-State Department Österreich, Ungarn, Jugoslawien, die Türkei und Israel, um über die amerikanische Streicherausbildung zu berichten und zeitgenössische Musik in Konzerten vorzutragen. 1966-74 war er verantwortlich für Publikationen der ASTA. Er erhielt für sein pädagogisches Wirken verschiedene Auszeich-nungen, so den ASTA Distinguished Service Award (1973) und die Bronzemedaille der Ysaye-Stiftung 1975.

1) Smith, G. J. (1973). Rolland talks about Suzuki. Instrumentalist, 27, 82-85, zit. nach: Gaverick, J. K. D.. Selected pedagogical needs of the string class as addressed in the compositions of Carold Nunez (Dissertation in Fine Arts, Texas Tech University) December 1998, S. 43

2) Rolland, Paul. (1966). Public music schools: A new pattern for American music instruction. National Music Council Bulletin, 26 (3), 8-9, S. 38 zit. nach: Gaverick, J. K. D.. Selected pedagogical needs of the string class as addressed in the compositions of Carold Nunez (Dissertation in Fine Arts, Texas Tech University) December 1998, S. 45

3) Fischbach, Gerald. A comprehensive performance project in violin literature and an essay consisting of a comparative study of the teaching methods of Samuel Applebaum and Paul Rolland (Doctoral dissertation. University of Iowa, 1972). Dissertation Abstracts International, 6950A, S. 164, zit. nach: Gaverick, J. K. D.. Selected pedagogical needs of the string class as addressed in the compositions of Carold Nunez (Dissertation in Fine Arts, Texas Tech University) December 1998, S. 46