Musikalisch oder nicht?
Musikalisch oder nicht?

Unmusikalische Kinder gibt es nicht! Die Beschäftigung mit Musik – zumindest über das Hören und Singen – gehört zu den grundle-genden Bedürfnissen jedes Menschen. Kinder – sogar bereits in der vorgeburt-lichen Phase – reagieren differenziert auf Klänge und Geräusche und erkennen vor der Geburt oft Gehörtes in ihren ersten Lebens-wochen wieder. Angelegt ist der Umgang mit Musik also in jedem Menschen.

Abgefordert und gefördert wird das aktive Hören und Musizieren in unserer Ge-sellschaft sehr wenig. In manchen anderen Kulturen ist die Musik stärker mit dem täglichen Leben verbunden. Vielleicht ist diese kulturell bedingte Gegebenheit ein Grund dafür, dass viele unserer Kinder kein „gutes Gehör“ haben, demzufolge nicht sauber singen können, Schwierigkeiten haben, Klänge wiederzuerkennen und richtig einzuordnen oder sich Melodien zu merken, und somit als „musikalisch unbegabt“ eingestuft werden. Aber so wie im Sport untrainierte Muskelgruppen aufgebaut werden können, kann auch ungeübte Musikalität aktiviert werden. Sicher hat, wie auf jedem anderen Lebensgebiet auch, jeder Mensch sein Maß an musikalischer Begabung, das darüber entscheidet, wie weit er sich auf diesem Gebiet entwickeln kann.

Musikalische Begabung hat über das „gute Gehör“ hinaus weitere Aspekte. Körpergefühl, die Fähigkeit, Strukturen zu erkennen, sowie Charaktermerkmale wie Ausdauer, Anstrengungsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit gehören ebenfalls dazu. Kinder entwickeln sich auf den verschiedenen Gebieten unterschiedlich schnell, und jeder Mensch hat seine eigenen Begabungsschwerpunkte. Der Streicherklassenunterricht bietet ein gutes Umfeld, um die Entwicklung der zur musikalischen Begabung gehörigen Persönlichkeitsaspekte bestmöglich zu fördern.

In der Streicherklasse treffen sich Kinder mit unterschiedlichen Begabungsschwerpunkten, unterschied-licher musikalischer Vorbildung und unterschiedlich entwickelter Persönlichkeit. Das kann ein guter Ausgangspunkt sein, um voneinander zu lernen, sich gegenseitig Anerkennung und Anregungen zur Korrektur zu geben. Sowohl musikalisch „hochbegabte“ als auch „normal begabte“ und noch wenig geförderte Schüler finden hier Möglichkeiten, sich gegenseitig in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Aus Streicherklassenprojekten gehen sowohl zukünftige Berufsmusiker, als auch begeisterte Laienmusiker hervor. Und Diejenigen, die nach den zwei Streicherklassen – Projektjahren ihr Instrument nicht weiter spielen, haben in dieser Zeit bestimmt auf vielen Gebieten brauchbare Anregungen für ihre weitere Entwicklung bekommen und sicher erlebt, dass Musik Freude bereitet.